Kiefergelenk
Das Kiefergelenk ist ein zusammengesetztes Gelenk, dass die Verbindung zwischen dem beweglichen Unterkiefer und dem unbeweglichen Schläfenbein sicherstellt. Es ist ein typisches beiderseitiges Gelenk, bei dem beide Gelenke eine Funktionseinheit bilden, jede Änderung auf einer Seite beeinflusst funktionsmäßig das Gelenk der anderen Seite.
Das Kiefergelenk besteht aus einem Kopf, auch als Kondylus bezeichnet, und einer Kieferpfanne, ergänzt durch einen Gelenkhöckerchen des Schläfenbeines, die Gelenkflächen sind mit Bindegewebsknorpel bedeckt. Ein Spezifikum des Temporomandibulargelenkes ist die Artikulationsplatte (auch als Diskus bezeichnet), die die Unterschiede in der Krümmung der Kontaktflächen des Gelenkes ausgleicht.
Der Aufbau der Kiefergelenke ist sehr kompliziert und ermöglicht komplizierte Bewegungen beim Beißen, Kauen und Sprechen. Das Kiefergelenk führt grundsätzlich zwei Typen der Bewegungen durch, und zwar eine Dreh- und eine Schiebebewegung. Das Ergebnis dieser Bewegungen sind grundlegende Bewegungen des Unterkiefers.
Aus der Sicht der Dynamik ist das Kiefergelenk ein Bestandteil des Kauapparates, dessen Funktion das Kauen ist. Beim Kauen generiert die Kaumuskulatur die sog. Kaukraft, ihre Größe erreicht beim maximalen Druck bis 4000 N.
Erkrankungen des Kiefergelenkes
- Erkrankungen der inneren Strukturen, Änderungen der Position, Form oder Perforation des Gelenkdiskus (Stechen im Gelenk, asymmetrisches Öffnen des Mundes, beschränktes Öffnen des Mundes)
- entzündliche und degenerative Erkrankungen, diese Erkrankungen werden insbesondere von Schmerzen, beschränktem Öffnen des Mundes, pathologischen Klängen (Knarren) begleitet, bei ihnen kommt es zur allmählichen Destruktion des Gelenkknorpels
- Erkrankungen der Kaumuskulatur und Kaubänder, charakteristische Schmerzen und beschränktes Öffnens
- Ankylosen sind pathologische Knochenverwachsungen des Kiefergelenkes mit dem Schädel, wirken sich durch die Unmöglichkeit des Mundöffnens aus
- Luxation des Unterkiefers – nach dem maximalen Öffnen ist es nicht möglich, den Mund zu schließen
Ursachen der Erkrankungen des Kiefergelenkes
- Stress, bei übermäßigem Stress kompensieren die meisten Personen die Krisensituation durch häufiges Zusammenbeißen der Zähne, Zähneknirschen, wodurch das Kiefergelenk belastet wird
- Schmerzen der Halswirbelsäule, bei Schmerzen der Halsmuskulatur weicht der Mensch unterbewusst dem Schmerz so aus, dass die übrigen Halsmuskel gespannt werden, was sich als eine Belastung des Gelenkes auswirkt
- nächtliches Zähneknirschen – Bruxismus
- fehlende Zähne, insbesondere bei einem größeren Verlust im seitlichen Gebissabschnitt
Die Behandlung kann entweder konservativ (nicht chirurgisch) oder chirurgisch erfolgen. Bei den meisten Erkrankungen wird zuerst mit einer nicht chirurgischen Behandlung begonnen, und zwar mit den wichtigsten Methoden wie Beschränkung des Kauens, weiche Nahrung, Muskelmassagen, Bissschiene etc. Ferner können Umstechungen des Kiefergelenkes folgen. Erst nach einer misslungenen konservativen Behandlung wird an die chirurgische Behandlung herangetreten.
Zur chirurgischen Behandlung gehören
- Arthrozentese - Spülungen, wobei der Arzt zwei Nadeln in das Gelenk über die Haut einführt, durch eine Nadel fließt die Lösung in das Gelenk, durch die andere fließt es heraus
- Arthroskopie, das Prinzip besteht in der Einführung des Gerätes mit einem Durchmesser von 2 mm durch die Haut in das Gelenk, der Arzt kann dann das Gelenk untersuchen und kleine operative Eingriffe durchführen
- klassische offene Chirurgie
Die Behandlung des Kiefergelenkes ist eine langfristige Angelegenheit und erfordert die Geduld des Patienten.
Quelle: DOSTÁLOVÁ, Taťjana. SEYDLOVÁ, Michaela a kolektiv. Stomatologie. 1. vydání. Praha: Grada Publishing, a.s., 2008. Počet stran 196. ISBN 978-80-247-2700-4.